Deutschland ist in Europa hinsichtlich E-Learning und Digitalisierung in den Schulen so schlecht aufgestellt, wie kein anderes europäisches Land. In einem vom Schweizer Center for Policy Studies (CEPS) erstellten E-Learning Index mit einem dazugehörigen Ranking landete Deutschland von allen 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf dem letzten Platz. Damit befindet sich Deutschland in Sachen E-Learning und E-Teaching annähernd auf dem Niveau von Schwellenländern. In der letzten Zeit hat sich zwar schon viel verbessert, aber es gibt immer noch einen riesigen Nachholbedarf.
Fehlende Hardware, schwache Internet-Verbindungen und mangelnde Ausbildung von Lehrern
Als den Schülern in der Pandemie Home-Schooling und den Arbeitnehmern Home-Office verordnet wurde, wurden die Probleme in Sachen Digitalisierung in Deutschland offensichtlich. Viele Lehrer versandten zum Beispiel Arbeitsblätter per E-Mail. Viele Schüler wurden zum Beispiel auch tatsächlich aufgefordert die Arbeitsblätter auszudrucken, diese zu bearbeiten, um sie dann per Post zum Lehrer zur Kontrolle zurückzuschicken. Dass es bereits Programme gibt, mit denen eine Lernplattform gestaltet werden kann, wussten die Lehrer oft nicht.
Die Lehrerschaft hatte es sich dabei zum größten Teil in ihrer weitgehend analogen Schulwelt eingerichtet. Von einer Begeisterung über die Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, kann vielfach überhaupt nicht gesprochen werden. Es hat auch sich herausgestellt, dass viele, vor allem ältere Lehrer, wenig technischen Sachverstand besitzen und ihnen der Umgang mit dem Computer und vielen Programmen sehr schwerfällt. Es gibt sogar einen sehr großen Teil der Lehrerschaft auf der einen Seite zwar anerkennt, dass digitales Lernen zwar motivieren kann, aber andererseits auf dem Standpunkt steht, dass E-Learning keinesfalls dazu taugt, Lernerfolge zu erzielen oder individuell auf die Schüler einzugehen. Didaktische Konzepte für den Einsatz der Technik beim E-Teaching fehlen ihnen völlig.
Ein anderes Problem, war, dass viele Schüler über keinen eigenen Computer oder Drucker verfügten. In vielen Familien gab es nur ein einziges Gerät, das von der gesamten Familie genutzt wurde und deshalb nicht immer zur Verfügung stand, wenn die Eltern beispielsweise gleichzeitig im Home-Office arbeiten. In einer großen Zahl von Familien fehlt oftmals auch schlicht das Geld, um sich einen Laptop und einen Drucker anzuschaffen. Wer jedoch keinen Drucker hatte, konnte Arbeitsblätter nicht gleich ausdrucken. Jedoch wurde seitens der Schulen vorausgesetzt, dass die notwendige Technik vorhanden ist Verzug gab es auch bei ganz einfachen Dingen, wie zum Beispiel beim Herunterladen von Microsoft 365 Education und der notwendigen Anmeldung.
Hinzu kommen vielerorts schwache oder instabile Internet-Verbindungen. Vor allem in ländlichen Regionen gibt es oft noch kein schnelles Internet, was E-Learning fast unmöglich macht.
Es gibt Fortschritte, aber es geht immer noch alles zu langsam
Die Probleme bei den Voraussetzungen für ein effektives E-Learning wurden mittlerweile größtenteils erkannt und auch in Angriff genommen. So haben die meisten Bundesländer ihren Lehrern Schulungen verordnet, um sich digital fortzubilden. Die meisten Lehrer nehmen die Fortbildungsangebote auch wahr. Es muss jedoch noch mehr Motivation von den Lehrern selbst kommen. Im Grunde genommen ist nichts weniger notwendig als ein kultureller Umbruch. Lehrer an der schule, aber auch Arbeitnehmer müssen sich auf selbst auch auf ein lebenslanges Lernen einstellen, wenn das E-Learning in Deutschland weiter vorankommen soll.
Fortschritte gibt es auch bei der Ausstattung der Schüler. Die Bundesländer und Kommunen stellen sozial-schwachen Familien mittlerweile das Geld für einen Laptop oder ein Tablet bereit. genauso wie Arbeitgeber für die technischen Voraussetzungen für das Arbeiten im Home-Office sorgen müssen und dies nicht den Arbeitnehmern überlassen können. Auch für den Präsenzunterricht in den Schulen wurden neue Geräte angeschafft. Das Problem dabei ist jedoch, dass es in vielen Schulen noch immer kein vernünftiges W-LAN gibt. Es gibt manchmal auch einfach keinen Administrator, der sich um die Einrichtung des Netzes und der Programme auf den Geräten widmet.
Auch in den Unternehmen hapert es noch gewaltig
Viele Mitarbeiter in den Unternehmen sind sehr wohl motiviert sich fortzubilden. Sie beklagen sich jedoch oft über die mangelnde Unterstützung der Arbeitgeber und haben daher nicht selten in den vergangenen Jahren auf mögliche Weiterbildungen verzichtet. Probleme gibt es zum Beispiel bei der Finanzierung der vielfach recht teuren Weiterbildungskurse, aber auch bei der technischen Ausstattung. Für die Unternehmen bedeutet das, dass sie das Potenzial ihrer Mitarbeiter nicht voll ausschöpfen können. Für die Mitarbeiter sind dringend notwendige Weiterbildungen, die nicht absolviert werden, immer auch verpasste Chancen.
Vielen Arbeitgebern wird überhaupt gerade erst bewusst, welche Chancen ihnen die Digitalisierung bieten. So manch ein Ladengeschäft oder Restaurant hätte in der Pandemie beispielsweise gar nichts mehr verkauft, wenn es nicht zwangsläufig auf den Online-Verkauf hätte setzen müssen. Das Positive daran ist, dass die Unternehmen Befragungen zufolge in Zukunft viel mehr investieren wollen, um Abläufe zu digitalisieren und online zu verkaufen. Bis das überall geschehen ist, wird jedoch noch einige Zeit ins Land gehen und Deutschland weiterhin einen der hintersten Plätze bei der Digitalisierung und dem e-Learning in Europa einnehmen.